k-bulletin nr.3 <kollektive/arbeit>
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Doku über die Sozialistische Selbsthilfe Köln (SSK)

(Für die Präsentation im Heft schlage ich eine Doppel-Seite mit zehn Fotos vor; in den Zwischenfeldern sollten die folgenden Kurztexte plaziert werden. Dies ist wichtig, damit der konzeptionelle Rahmen für den ganzen Zusammenhang klar wird. Die Reihenfolge der Texte und Bilder ist egal.)

Diese Fotoserie verstehe ich als Vorarbeit für eine umfangreichere Präsentation über Lebensgemeinschaften, die versuchen, eine andere Form von Ökonomie zu praktizieren. Die Sozialistische Selbsthilfe Köln (SSK) scheint mir ein besonders gutes Beispiel für diese anderen, d.h. nicht konformen Lebensformen, da sie alle politish-aktivistischen Entwicklungsprozesse seit Ende der 1960er Jahre überstanden hat; als Dokumente können sowohl die Häuser und ihre wechselnden Besitzverhältnisse als auch die jeweils programmatischen Projekte verstanden werden. Ob ähnliche Gemeinschaften gegenwärtig in der Stadt überhaupt noch gegründet werden können, ist fraglich, da besetzte Häuser immer schneller geräumt werden, wodurch die Etablierung von Gemeinschaften schwieriger wird.

Ich arbeite an einer besonderen Form der Dokumentation, die eine Art Cultural Studies im Bild betreibt. Dazu ist eine Reflexion der Dokumentationsformen der letzten Jahre nötig, die sich jenseits von schockierenden Bildern und einem homogenisierten Verständnis von Humanismus formulierten, wie es beispielsweise der Magnum-Fotografie implizit ist. Ich bin nicht der Meinung Alfredo Jaars, daß sich das Bild in den letzten fünfzig Jahren nicht verändert hat, sondern nur die Gesellschaft.
Da die Produktions- und Vermittlungsformen im Kunstbereich und für fotografische Bilder im allgemeinen ökonomisch, technisch sowie diskursiv in einem starken Wandlungsprozess begriffen sind, erfordert dies auch andere künstlerische Vorgehensweisen.

Die Sozialistische Selbsthilfe Köln wurde 1969 gegründet. Damals war Köln die deutsche Stadt mit den meisten besetzten Häusern. Von der SSK wurden Einrichtungen gegründet wie die Sozialpädagogische Sonderbetreuung, die zum Teil auch von der Stadt Köln mitgetragen wurde. Dort konnten Jugendliche, die kein Zuhause hatten oder ausgezogen waren, selbstverwaltet wohnen. Wohngemeinschaften ermöglichten psychisch labilen Menschen außerhalb der Psychatrie mit all ihren Unterdrückungs- und Einsperrungsmaßnahmen der Medikamentierung und Sicherheitsverwahrung ein relativ selbstbestimmtes Leben. Es gab keine vergleichbaren Einrichtungen in Deutschland.

Aus einer ganzen Reihe von ehemals besetzten Häusern und einem von dem Literaten Heinrich Böll geschenkten Haus existieren gegenwärtig noch drei Zentren, die sich alle aus mehreren Gebäuden zusammensetzen. Allerdings haben sich unterscheidliche Lebens- und Wirtschaftsformen herausgebildet. Nur zwei der Projekte stehen noch in kooperativem Austausch.
Die Hauptbeschäftigungsformen, die auch als Betriebe zur Finanzierung des Vereins SSK dienen, bestehen in Wohnungsentrümplung, Möbel- und Haushaltsgeräteverkauf, Second-hand-Klamottenläden, der Bar-Bara und einer Fahrradwerkstatt.
Der singuläre Verein nennt sich nun „Institut für neue Arbeit„. Da dort eine Kooperation mit dem Staat angestrebt wird, hat sich eine Spaltung mit den anderen Projekten ergeben.

von Stefan Römer
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