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playing family
Installation im Rahmen von "temporary landscapes"
Galerie im Amtshimmel
Baden 1999

Ausgehend von den verschiedenen Überlegungen zu Peripherie und Zentrum, welche wir in unseren ersten Treffen angestellt und eher über äussere Strukturen wie Architektur, Landschafts- und Siedlungsplanung einerseits und über die Metaphern der Informationstechnologie andererseits beschrieben haben, schlage ich für meinen eigenen inhaltlichen Ansatz ein gesellschaftliches Phänomen vor: die Familie. Die Bedeutung der Familie, als angebliche Grundlage jeglicher gesellschaftlicher Ordnung, wurde in den 90er Jahren wieder vermehrt stark gemacht. Nach wie vor bauen fast alle mehrheitsfähigen sozialen Konzepte und Konfliktlösungsansätze auf dem Konzept Familie auf, wenn auch in sozusagen modernisierter, multikultureller und medial aktualisierter Form. Etwa in Teeny-Soaps, wo die 15 - 25 jährigen erneut in alle Klischees der angeblich natürlichen Geschlechterrollen und der sich daraus ergebenden Logik von Lebensentwürfen eingeführt werden. Oder in Form von massiv konservativ geprägten Marketingoffensiven aus dem Finanzmarkt, wo im Zusammenhang mit Geldanlage und Vorsorgeeinrichtungen an das angeblich grundlegend familiäre Sicherheitsbedürfnis appelliert wird. Gleichsam "organisch" lassen sich bekanntlich im Umfeld von einer sich "natürlich" über die Familie konstituierende Gesellschaft eine ganze Reihe von weiteren Phantomen entwickeln, etwa die Rollen von Männern, Frauen und Kindern, die Idee des Zuhause und der Heimat, das Fremde und das Bedrohliche. Wie sehr die so aufgeladene Idee der Familie schon immer eine Fiktion war und heute erst recht eine ist, wird spätestens dann sichtbar, wenn auch die etwas anderen Blickwinkel etwa aus der Soziologie, aus dem Genderdiskurs oder der Statistik über Sexualverbrechen an Kindern mit einbezogen werden. Gründe genug also, um wieder einmal ein paar Materialien zusammenzutragen, welche das Konzept der Familie über seine Bedeutung für Marketing, konservative Politik, traditionelle Rollen und die entsprechenden medialen und statistischen Effekte aufzeigt, ironisiert und lokal verorten.

©psp 2000