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Soirée blanche, Soirée rouge, Soireé noire
Beitrag zur Ausstellung Merry-go-round, Shedhalle
Zürich 1994/95

Blanche: Die drei Soirées, Soirée blanche, rouge und noire wurden von mir in der Einladung an die Künstlerinnen und Künstler als eine Art Variété bezeichnet. Gemeint ist ein offenes Forum, wo unterschiedliche Arbeitsansätze, persönliche Aussagen, Videos und Performances präsentiert werden können. Die Soirées sind in erster Linie auch ein sozialer Anlass, der Raum wird für die Gäste eingerichtet, die Stimmung ist nicht neutral, sondern entsprechend der Vorgaben blanche, rouge und noire von Abend zu Abend verschieden. Mit den immer gleichen Elementen, mit einer den Raum definierenden Bühnenskulptur, einer Bar, den Beiträgen der Künstlerinnen und Künstler und dem Licht lassen sich unterschiedliche soziale Momente generieren.

Rouge: Inhaltliche gleichermassen wie ästhetische Zeichen sind Ergebnisse gesellschaftlicher Prozesse, z.B. geschäftlicher Entscheidungen oder sind auf die Wirkung technischer und sozialer Systeme zurückzuführen. Der aktuelle Kunstbetrieb zeichnet sich durch krasse Indifferenz gegenüber dieser einfachen Einsicht aus. Das Selbstverständnis der Institutionen und die persönlichen Haltungen der Künstlerinnen und Künstler sind nach wie vor von bürgerlich-romantischen Vorstellung geprägt, idealisieren den freien persönlichen Ausdruck, den originären Einfall und die formale Ästhetik. Die Kunst als selbständige, isolierte Kathegorie gesellschaftlicher Realität ist jedoch mit den Mitteln des kontextbezogenen Denkens nicht mehr nachzuweisen.

Noire: Meine persönliche Rolle lässt sich gut mit derjenigen eines Gastgebers vergleichen. Begegnung braucht Anlass, kommunikative Disposition. Um die hierarchischen Strukturen der Kunstförderung und Kunstvermittlung zu transformieren, schlage ich vor, dem Prinzip Organisation das Prinzip Kommunikation entgegenzusetzen, ein Prozess der übrigens in Bezug auf Organisationsstrukturen von Firmen längstens am laufen ist. Die offengelegten Motive und Ansätze der eigenen Arbeit dekonstruieren zwar den Nimbus des Werks, setzen aber zugleich neue Massstäbe der sozialen und inhaltlichen Verbindlichkeit.


©psp 2000