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back Research / Installation
"Münchner Wege" - Regierungslaube
Installation im Rahmen von "Crossing Munich, Orte, Bilder und Debatten der Migration"
Rathausgalerie, München
Bernd Kasparek, Philip Zölls, Peter Spillmann

Die Geschichte des Regierens der Migration in München entpuppt sich schon Ende der 60er Jahre als spezifisch münchnerisch: Bereits zu dieser Zeit prägte Oberbürgermeister Hans-Jochen Vogel „Münchner Wege“ und „Modelle“, die der Bundespolitik Jahrzehnte voraus waren. Im Zentrum stand nicht nur seine frühe Anerkennung, dass München eine Einwanderungsstadt sei, und dieser Tatsache Integrationspolitiken Rechnung tragen müssten. Auch der wissenschaftlich fundierte stadtplanerische Zugriff auf die ökonomische, soziale, demographische Entwicklung der Metropole trug seine Handschrift. Auch wenn der Planungseifer und -glaube in den folgenden Jahrzehnten nachließ haben auch spätere OBs Bundesgeschichte geschrieben wie beispielsweise in Folge propagandistischer Aktionen wie Asylcontainer auf der Theresienwiese, die den sogenannten Asylkompromiss 1992 mit forcierten.
Neben einer eingehenden Zeitungsrecherche stellt „Münchner Wege“ die Praktiken und Diskurse der Stadtplanung in den Mittelpunkt ihrer historischen Analyse. Hierbei interessierten zum einen die regulativen Ideen, Leitbilder und Hoffnungen als auch die Schreckensszenarien im Umgang mit den Migrationsbewegungen; zum anderen aber auch die sozialen, ökonomischen, politischen, bildungspolitischen und kulturellen Forderungen der Migration selbst. Entstanden ist eine Genealogie, eine historisch argumentierende Rekonstruktion der Geschichte des Regierens von Migration in München, die die politischen Ereignisse mit den Debatten in den Medien, mit Diskursen der Stadtplanung und mit den Taten von verantwortlichen Akteuren kurzschliesst.

Der “Münchner Weg” kann in der Ausstellung in einer bunt dekorierten Laube nochmals selber abgeschritten werden. Hier begegnet man den prägenden Persönlichkeiten, findet zahlreiche Hinweise auf wichtige Konzepte und Ereignisse und wird dabei stets begleitet von einem mehr oder weniger akzentuierten Rauschen aus hunderten von Zeitungsberichten. Die bunte Papierästhetik eines Kindergeburtstages mit Papiergirlanden und Wimpelketten sorgt dabei für eine gewisse ironische Distanz, die man dringend braucht, wenn man sich denn schon mit den ständig wiederkehrenden Debatten, den Vorurteilen und Opportunismen des Regierens auseinandersetzen soll. Aber auch was auf den ersten Blick nur lustig aussieht, folgt einem gleichsam bürokratischen Kalkül: in den Farben der Wimpel etwa bilden sich die Konjunkturen der Themen ab, mit denen Politik betrieben und Migration regiert wird. Diese, wie auch der Betrachter, die Betrachterin selbst, werden akustisch konfrontiert mit den Forderungen der Migration, die sich bis heute vor allem im außerparlamentarischen Raum Gehör verschaffen können.


Siehe auch:
> Crossing Munich
> Migrantische Kämpfe - Kämpfe der Migration


Link:
>
www.crossingmunich.org


©psp 2009